Nespresso, irgendwie schon eine Liebeserklärung

Wer mich etwas besser kennt, der weiß, ich bin eigentlich keine Kaffeetante. Ich liebe Tee. Darjeeling um genau zu sein. Am liebsten die Sorte Nr. 215, Darjeeling Nr. 9 TGFOP 1 Himalaya von Tee Gschwendner, in der Kilopackung versteht sich. Drunter tut sich nichts. Unser Durchsatz ist diesbezüglich einfach sehr hoch, seit ich meinen Mann mit dieser Vorliebe „angesteckt“ habe. Tee geht immer, ohne Tee kann ich nicht leben, ohne Tee bin ich kein Mensch. Aber…

…Espresso und einen gut gemachten Milch-Dingsbums von meinem Mann liebevoll zubereitet, den liebe ich auch. An meinem Mann ist ein kleiner Barista vorbei gegangen. Aber ich schweife ab. Ich habe lange überlegt, ob ich was zu diesem Thema bloggen soll. Ein Thema, was sicher spalten kann, da Nespresso eben nicht die super-umwelfreundliche  Art des Kaffeetrinkens ist, die wir uns heute wünschen würden. Aber warum nicht. Nobody is perfect. Ich erzähle einfach mal.

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Es ist nun schon Jahre her. Locker mehr als 10. Mein Mann und ich haben noch nicht zusammen gewohnt, aber schon damals besaßen „wir“ eine kleine himmelblaue Nespresso-Maschine von Krups. Da kannte George Clooney Nespresso noch nicht und die breite Masse ebenso wenig. Kannte man da überhaupt schon George Clooney? Na ja, egal. Da gab es noch nicht einmal diese grauseligen Padmaschinen, die für mich nur eine Art „Gebräu“ produzieren und die ich vom Handling sogar sehr bedenklich finde (verbrühte Kolleginnen, und explodieren habe ich so ein Ding auf der Arbeit auch schon gesehen). Damals machte man sich auch noch nicht so wirklich viele Gedanken über Müll, der durch die Kapseln entsteht.

Wir stolperten bei einem Bummel in einem ortsansässigen Haushaltswarenladen über die kleine „Blue“, wie wir sie spontan, jedoch zugegebenermaßen nicht sonderlich kreativ, nannten. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zunächst einmal waren wir sehr vom Design und der Idee, wirklich schnell Espresso trinken zu können, sehr angetan. Und dann noch die viele Auswahl an Kapseln, ich glaube, damals gab es schon geschätzte 8-10 Sorten, aus denen man je nach Laune und Geschmack den Stärkegrad wählen konnte. Man führte uns das Gerät vor und ich staune noch immer darüber, dass – obwohl wir damals noch recht jung waren und sicher rein optisch erst einmal gar nicht dem Käuferklientel entsprachen, dass mal eben viel Geld für eine Kaffeemaschine ausgibt – total ernst genommen wurden und wir alles ausprobieren und verkosten durften. Wir waren lässig angezogen und wie gesagt, noch recht jung. Man konnte nicht einordnen, ob wir genug Geld hätten für so ein Gerät. In den meisten Geschäften wäre das vielleicht ein Ausschlusskriterium gewesen, aber nicht in diesem kleinen feinen Haushaltswarengeschäft, das es mittlerweile leider nicht mehr gibt. Man behandelte uns wirklich sehr freundlich und so beschlossen wir, so ein Maschinchen brauchen wir. Unbedingt. Sobald wir endlich zusammen leben würden, wäre die kleine „Blue“ unser Küchenprachtstück. Das wir passenderweise irgendwann eine Küche in genau eben dieser Farbe haben würden, wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht.

Einige Zeit später, wir schwärmten in den höchsten Tönen von „Blue“, beschlossen meine Schwiegereltern, sie bräuchten auch so ein Maschinchen und so zog quasi „Blues“ Zwillingsschwester bei ihnen ein. Mein Mann besorgte ihnen eine identische Maschine, gleicher Farbton, einfach komplett wie unsere – „Blue2“.  Jahre später gab es sogar noch ein Maschinchen fürs Wohnmobil. Eins das quasi kaum noch Platz wegnahm und sich prima ins „Mobi“ einfügte. Meine Schwiegereltern sind nämlich Reisende. Am wohlsten fühlen sie sich in ihrem Wohnmobil und in der Nähe von Wasser. Always on the road.

Neulich war „Blues“ Schwesterchen nach jahrelanger Arbeit an der Kaffeefront defekt. Sie konnte nicht mehr. Irgendwas hakelte, irgendwas klemmte. Sie machte kein vertraut wohliges *schhhhhuuhhschh* mehr. Schwiegerpapa traut sich sonst an jedes Gerätchen ran und repariert alles, der kleinen Maschine wollte er jedoch nicht zu Leibe rücken und so rief mein Mann den Nespresso-Kundenservice an.  Wir beschlossen, die Kleine muss gerettet werden. Wegwerfen ist nicht so unser Ding, nicht bei solchen Geräten. Wir werden sie aufnehmen, sobald sie wieder heile ist, denn bei Schwiegereltern ist schon eine modernere Nespresso eingezogen.

Da die kleine Maschine nun also schon etwas älter ist, waren wir freudig überrascht, dass Nespresso überhaupt noch etwas für uns tun konnte. Da sie eine Krups ist, befindet sie sich immer noch in der Wartung. Super, fein. Was soll der Spaß kosten? Knapp 79 Euro. Uff. Nun kann man natürlich sagen, vergiss es, verschrotte das Ding, kauf doch einfach was Neues. Aber ne, irgendwie können und wollen wir das nicht. Die Kleine muss gerettet werden. Schon bescheuert, wenn man freundschaftliche Beziehungen zu seinen Küchengeräten aufbaut. Unsere Spülmaschine Uschi kann da auch ein Lied von singen… Na ja, wie gesagt, wir haben beschlossen, sie wird wieder heil gemacht.

Mein Mann vereinbarte einen Termin mit dem Kundenservice, schleppte die kleine Maschine mit zur Arbeit und dort wurde sie dann wie ein VIP abgeholt. Das lief ab wie im Film. Da kamen zwei Mitarbeiter von Nespresso zur Tür herein. In der Hand ein koffertariges Ding. Dieses wurde geöffnet, heraus kam ein Leihgerätchen. Die kleine „Blue2“ kam in dieses Dingsbums, dann wurde sie ringsherum mit einer Art aufblasbarem Kissen mokig-kuschlig fixiert, damit sie nicht durchgeschüttelt wird. Der Deckel wurde geschlossen und für gute 1-2 Wochen sagte sie „tschüss“ und wurde zum „Maschinenhospital“ gebracht. Die nächsten Tage kriegen wir sie wieder. Dann darf die Leihmaschine wieder nach Hause und „Blue2“ kommt zu uns. Ist doch irgendwie wow. Da werden die Maschinen von der Wunschadresse abgeholt, ein Leihgerät wird gebracht, der totale Rundumservice. Ich staune da schon drüber und das ist auch ein Grund, warum ich drüber schreiben wollte. Weil mich u.a. dieser Kundenservice echt fasziniert. Klar, man zahlt Geld dafür, aber das ist schon cool, oder? Kundenservice bei einer Kaffeemaschine. Ich habe vor meinem geistigen Auge irgendwie einen kleinen Film ablaufen, wie die kleine „Blue2“ wie ein Kronjuwel in so einen Kasten gesetzt und abtransportiert wird. Die Vorstellung gefällt mir. Ja ich weiß, ich spinne… Aber man ja, ich mag diese Maschine und den Kaffee, sogar als überzeugte Teetrinkerin.

Insgesamt ist Nespresso natürlich vom Kaffee her teurer als ein ganz normales Paket vom Aldi. Aber wie schon erwähnt, damals reizten uns primär die Geschwindigkeit der Zubereitung, die Sortenvielfalt, das schicke Design und auch das wunderbar einfach Handling. Wir haben nie bereut „Blue“ erworben zu haben. Auch nicht, als das Argument Kapselmüll kam. Das kann man nun sehen, wie man möchte. Klar finden wir das nicht optimal. Für uns steht fest, wir trinken eher wenig Kaffee, insofern darf der preislich und qualitativ hochwertig sein. Mit schlechter Qualität geben wir uns nicht zufrieden. Die gebrauchten Alu-Kapseln entsorgen wir, wie von Nespresso angeraten, über den Gelben Punkt-Müll. In anderen Ländern gibt es sogar schon richtige Sammelstationen für die Kapseln. Klar ist es Müll, aber ich brauche nur freitags einkaufen gehen und zu Hause unsere Einkäufe auszupacken. Da sehe ich dann richtige Müllberge und bin jedes Mal froh darüber, dass wir einen riesigen Wesco-Mülleimer (übrigens im Raktendesign) für den Gelben-Punkt-Kram haben. Fast alles ist doppelt und dreifach verpackt. Ich rege mich jedes Mal aufs Neue auf, wenn ich Folien und Umverpackungen entsorgen muss. Vieles versuchen wir ohne was drum zu kaufen, aber das ist gar nicht so einfach. Vieles lassen wir auch schon im Laden, aber man möchte ja auch seine Sachen heile nach Hause bekommen. Vielleicht ist es etwas einfach da zu sagen, auf unsere paar Kapseln kommt es da auch nicht mehr an. Aber in Relation zu unserem restlichen Müll machen die gebrauchten Nespressokapseln wirklich den Kohl nicht mehr fett. Zumindest empfinde ich das so. Gut, sie sind aus Alu, das ist schon was anderes als Plastik, aber Nespresso verspricht sich davon den optimalen Aromaschutz. Diesbezüglich muss ich auch sagen, selbst wenn man die Kapseln sehr lange aufbewahrt, sie sind immer wie neu. Da muss also irgendwie was dran sein mit dem Alu und dem Aroma.

Auf jeden Fall schmecken uns die Nespresso-Sorten. Die Leute da lassen sich ständig etwas Neues einfallen. Das finde ich super, die bleiben nicht stehen. Ihre Werbekampagnen sind auch immer etwas fürs Auge. Alles sehr edel, sehr schön anzusehen. Sowohl beim Design der Maschinen, als auch bei den Sorten, da tut sich andauernd was. Man ist durch den Kauf einer Nespresso automatisch Mitglied im Nespresso-Club und wird regelmäßig über Neuerungen informiert. Auch das Kapseln bestellen geht denkbar einfach online und sie liefern sehr, sehr schnell. Ich hoffe, die Leute tun jetzt noch etwas in Sachen Fairer Handel und Bio. Das wäre die Kirsche auf der Sahnehaube für uns. Da würden wir noch lieber kaufen. Ich denke, da hakt es auch noch ordentlich bei Nespresso. Daran sollten sie eindeutig arbeiten. Uns wird Fairtrade und Bio immer wichtiger. Zwar haben wir beschlossen, unsere ganz normale Kaffeemaschine in die Kammer zu stellen, weil wir sie gar so selten brauchen, doch ist es uns durchaus wichtig, nach Möglichkeit Faitrade-Kaffee zu kaufen. Da wir so wenig davon trinken, ist es nicht so dramatisch, wenn der Kaffee entsprechend teurer ist. Aber man hat ein gutes Gefühl dabei. Das muss sich bei Nespresso diesbezüglich noch einstellen, ich gebe es ja zu. Auch das mit dem Kapselmüll…  Aber wie gesagt, als wir die Maschine kauften, da waren die Gedanken noch wo ganz anders und nicht bei Müll, Faitrade oder gar Bio.

3 Gedanken zu „Nespresso, irgendwie schon eine Liebeserklärung

  1. Ich finde die Marketingstrategie von Nespresso sehr interessant. Aus einem normalen Produkt ein exclusiv Produkt zu machen. Ich bin überzeugter Nespresso Kunde, jedoch wenn man sich den Preis pro 100g ausrechnet, wird einem schwindelig.

    Lg CHristian

    1. Hi Nespresso Kazaar,
      natürlich hast Du recht, die Preis auf 100 g hoch gerechnet sind enorm. Aber schau mal was z.B. StarBucks für nen Kaffee in seinen Shops nimmt. Da siehts noch ärger aus. Für uns besteht der Vorteil darin, dass die Auswahl toll ist. Es auch mal wirklich exclusive Sorten gibt und vor allem, dass wir immer frischen Kaffee bekommen und keinen Kaffee wegwerfen, weil die angefangene Packung mal wieder den Geschmack verloren hat. Da steigt der Preis pro 100 g ja auch, wenn man von nem Pfund Kaffee immer mehr als die Hälfte wegwirft.

    2. Guten Morgen Christian,

      sicher ist der Preis höher und durch die Alukapseln tun wir der Umwelt auch keinen großen Gefallen. Jedoch ist das unsere persönliche kleine Ökosünde, wie sie so ziemlich jeder hat.

      Wir trinken eigentlich viel Tee und wenn Kaffee, dann soll er uns schmecken. Der Kaffee von Nespresso hat uns überzeugt. Natürlich mögen wir nicht jede Sorte, aber die meisten und alles ist immer wunderbar frisch und sogar sehr lange ohne Qualitätsverlust lagerbar. Unser neues Maschinchen bereitet alles extrem frisch und sauber zu, dazu kommt erstklassiger Milchschaum und ich freue mich immer auf mein nachmittagliches Date mit „McCreamy“. Das ist, wie mein Mann schon schreibt, immer noch deutlich günstiger, als bei Starbucks zu kaufen (was wir nicht mal in der Nähe haben, hmpf).

      Was für eine Maschine nennst Du denn Dein eigen? Ich bin mittlerweile schwer begeistert von unserer Krups Umilk Pure Cream. Hätte ich auch nicht gedacht, wo ich doch so versessen auf eine Latissima war.

      Viele Grüße,
      Maren

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