Holzmachen

Es gibt so Dinge, die ist man als reiner „Schreibtischtäter“ rein gar nicht gewohnt. Harte körperliche Arbeit fällt eindeutig darunter. Doch wenn man sich Kaminholz nicht in entsprechend „genormten“ Stücken, quasi „mundgerecht“ für seinen Ofen liefern lässt, bedeutet es, dass man in voller Montur mit Kettensäge und Anhänger in den Wald fährt und dort Holz „macht“. Warum das „Holzmachen“ heißt, ist mir schleierhaft. Ehrlich. Auf jeden Fall trifft der Spruch, „Holz wärmt drei Mal“ eindeutig zu. Man kommt ins Schwitzen, wenn man einen Baum fällt, in zerkleinert und am Ende wenn das Holz im Kamin brennt und mokige Wärme verbreitet.

Je nachdem, was man so beim Forsthof gekauft/geordert hat, hat man das Holz entweder schon gefällt und ordentlich gestapelt an einem gut zugänglichen Weg liegen oder man muss erst gekennzeichnete Bäume fällen, sofern das noch nicht passiert ist, entasten und zum Wegrand rücken, um es dort weiter zu verarbeiten. Bei uns ist letzteres der Fall. Wir ziehen nun schon einige Wochenenden mit Sack und Pack in den Wald und „machen“ Brennholz. Papa hat eine Parzelle „angekauft“, die wir plündern können und aus der wir eine gewisse Raummeterzahl Holz rauskriegen sollen. Raummeter ist übrigens neben Schüttraummeter das gängige Maß der Dinge.

STIHL – was sonst?

Die Sache ansich ist übrigens durchaus spannend, man darf nur mit einem Kettensägenschein dort im Wald hantieren und möglichst niemals allein, wegen der Unfallgefahr. War mir vorher nicht wirklich bewusst. Aber da mein Papa so einen Schein hat und bestens mit diesen Maschinchen (STIHL natürlich, was anderes kommt gar nicht in die Tüte) umgehen kann, ist das kein Problem für uns. Die Schnittschutzklamotten lassen ihn zwar wie ein Michelinmännchen aussehen, aber Sicherheit steht ja bekanntlich an erster Stelle. Zur Entlastung wird Sgail sehr wahrscheinlich im nächsten Jahr auch so einen Schein machen. Finde ich toll, dann können wir das Tempo anziehen und noch mehr schaffen. Was man ebenso immer dabei haben muss ist quasi der Kaufbeleg vom Förster, der es einem erlaubt, die Waldwege mit Auto und Hänger zu befahren. Hin und wieder schaut jemand vom Forsthof oder der zuständigen Behörde vorbei und kontrolliert das auch, es gibt nämlich viele schwarze Schafe, die sich in der Holzsaison unter die arbeitenden Leute mischen und Holz stehlen. Man bekommt auch einen Schlüssel für die Schranken, sonst würde man ja gar nicht weit kommen. Schranke rauf schubsen ist gar nicht so schwer, runter schon eher. Diese Schranken sind durch ihr Kontergewicht ordentlich schwer, aber wenn man sich dran hängt (ich muss das, Papa und Sgail natürlich nicht), gehen sie prima wieder runter.

Es gibt soviel Schönes zu sehen…

Ganz schön anstrengend alles, wenn man das so gar nicht gewohnt ist. Da hat man am Ende des Tages Arme wie Blei und am nächsten Tag garantiert auch „Rücken“. Aber ich muss auch sagen, es macht Spaß mit Mann und Maus den Tag in der Natur zu verbringen. So hatten wir wettertechnisch auch schon von knackigen null Grad mit wunderschönem Sonnenaufgang bis hin zu dickem Nebel und Nieselregen alles mit dabei. Die Natur ist sogar bei Nebel schön. Man muss nur inne halten und sich umsehen. Es gibt wirklich viel zu entdecken. Und das von mir, die ich nie gerne spazieren gehen mag und bei diesigem Wetter schon mal gar nicht…

Vorsicht, hier stehe ich!

Ich habe mich dabei ertappt, dass ich Dinge gesehen habe, die ich sonst auf „erzwungenen“ Spaziergängen gar nicht groß wahrgenommen hätte. Wie das Licht sich zwischen den Bäumen bricht, der leicht modrige, pilzige Geruch überall. Das Glitzern des Raureifs auf den Blättern. Die Farben, die selbst jetzt noch da sind, wo die Blätter größtenteils schon alle gefallen sind. Es ist schön, ja wirklich. Man muss nur die Augen ein wenig öffnen und eventuell schlechtes Wetter kurz ausblenden.

 

It‘ s a verdammig long way home to Mama and the lovely Futter…

Am besten ist jedoch, wenn so gegen 16:30 Uhr langsam das Licht weniger wird, man die letzten Holzstücke auf den Anhänger wuchtet und es zurück nach Hause geht, wo Mama schon mit einem richtig leckeren, heißen Essen auf uns wartet. Mama ist nämlich der Verpflegungsoffizier in der Truppe. Sie verwöhnt uns mit bester Hausmannskost wie z.B. einer kräftigen Hühnersuppe mit viel Reis, Königsberger Klopsen mit ganz viel Kapernsoße oder leckerem Grünkohl. Die Aussicht auf das Abendessen hält gerade uns Schreibtischtäter schwer am Leben und man gibt beim letzten Entladen des Hängers noch einmal richtig Gas. Und wenn man dann irgendwann nach der heißen Badewanne mit Kneippschen Badezusatz „Muskel- und Gelenke-Wohl“ aufs Sofa plumst, kann es durchaus sein, dass der Tag schon um 21 Uhr zu Ende ist, weil man so groggy ist. Aber es wird besser, man gewöhnt sich langsam, aber sicher daran. Das kann ich verraten. Nur das frühe Aufstehen an Wochenenden, das werde ich nie mögen.

2 Gedanken zu „Holzmachen

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