Kindergarten-Cup oder Krieg der Eltern am Spielfeldrand

Gestern haben wir unseren kleinsten Nachbarn beim städtischen Kindergarten-Cup angefeuert. Kindergarten-Cup, das bedeutet, alle Kindergärten der Stadt treten gegeneinander an, ein richtig kleines Turnier. Drumherum ein wenig Programm und kulinarische Highlights in Form von Cake Pops, heißen Waffeln und anderer toller Kuchensorten. Den Bratwurststand darf man natürlich auch nicht vergessen.

Fußball ist so eine Sache und Sportplatz noch eine andere. Ich habe als Kind sehr viel Zeit auf dem Platz verbracht, weil mein Papa erst ein sehr aktiver Spieler und später ebenso engagiert im Verein war. Der Sportplatz von gestern war mir mehr als vertraut. Bis auf wenige bauliche Veränderungen war irgendwie alles wie vor 30 Jahren. Es laufen da sogar z.T. noch die gleichen Leute herum.

Das Wetter spielte mit. Die Sonne lachte nur so vom Himmel, als die kleinen Stöpsel stolz in Trikots aufmarschierten und zum Teil von richtigen Fanclubs mit extra gefertigten T-Shirts am Feldrand angefeuert wurden. Die besten Voraussetzungen für einen gelungenen Nachmittag, für ein paar jeweils 12 Minuten lange Spiele, wo die Zwerge dem Ball hinterher gewuselt sind. Dies meistens in einem dichten Knäuel, denn so richtig die Regeln verstanden haben sie natürlich noch nicht. Das aus Spaß aber ganz schnell bitterer Ernst weden kann, haben wir sehr schnell bemerken dürfen. Irgendwie scheint es diese spezielle Sorte Mensch einfach überall zu geben. Leute, denen man deutlich ansieht, dass sie im eigenen Leben nicht sonderlich erfolgreich sind und nun ihren gesamten Ergeiz auf ihre Kinder richten. Sportlermamies und -daddies. Man erkennt sie irgendwie schon an der Kleidung. Beim Fußball sind die „Daddies“ meistens in schwarzen Jogginghosen und weißen T-Shirts unterwegs und versuchen dabei noch möglichst kompetent zu gucken. Aus ihren Mündern kommen dann so Schreie wie: „Hömma, jetzt gehma nach voooorne daaaaa!!!“

kindergarten-cup2013Sie grölen vom Spielfeldrand auf ihre Kevins, Pascals und Mirkos ein, wie sie denn nun den verdammten Ball zu spielen haben. Vor allem tun sie das so, als würden sie selbst es können. Ich glaube, die Daddies haben z.T. genauso wenig Talent, wie die Kinder… Ich meine, hallo? Die meisten der Kids können gerade erst mal geradeaus laufen und haben vor kurzem die Pampers verloren. Etliche der Kinder waren gerade mal 3 oder so. Ein niedlicher Anblick, wenn die Trikots bis zu den Kniekehlen schlackern. Dieser Eindruck verflüchtigt nur sehr schnell, wenn man die verbissen drein blickenden Eltern sieht. Statt sich über den schönen Nachmittag zu freuen, die Sonne zu genießen, fehlt eigentlich nur noch, dass sie ihre armen Sprösslinge an den Ohren vom Feld ziehen, wenn es denn nicht so hinhaut.

Was noch passieren kann, wenn es nicht so hinhaut, haben wir dann auch direkt erlebt. Da wird eben ein Schulkind von 7-9 Jahren ins Tor gestellt, ein regelrechter Goliath für einen kleinen Pampersbomber von 3 Jahren.  Und warum? Weil man ja unbedingt ein Spiel mit Gewalt gewinnen will. Darauf angesprochen, dass es sich doch um ein Turnier für Kindergartenkinder handelt, kommen verlegene Aussprüche wie: „Das darf man doch nicht so ernst sehen, das ist doch nur Spiel. Der Junge ist zwar in der Schule, aber es ist doch nicht so schlimm.“ Da wird einem ganz schnell der Eindruck vermittelt, man solle sich doch nicht aufregen, keine Spaßbremse sein. Sowohl von Eltern, als auch von der Kindergartenleitung wird der offensichtliche Regelverstoß auch noch gut geheißen. Wertevermittlung adé kann man da nur sagen. Nach massiven Protesten wurde das Spiel gegen diese Kita dann Gott sei Dank zugunsten der natürlich unterlegen Mannschaft gewertet.

Aber ganz ehrlich, ich fand es furchtbar. Das war wie Krieg am Spielfeldrand. Die zuvor so schöne sommerliche Atmosphäre verpuffte unter dem falschen Ergeiz dieser Leute und dem offenkundigen Betrugsversuch. Da lag richtig Krawall in der Luft, da wurde ordentlich diskutiert und die ersten Beleidigungen waren nicht fern. Soviel zum großen Tag der Kleinen, für den sie wochenlang trainiert haben. Fremdschämen pur.

Ich frage mich die ganze Zeit, wie die Eltern dieser Kita noch in den Spiegel gucken können. Sind sie doch so offensichtlich schlechte Vorbilder. Der kleine „Goliath“ kann nichts dafür, dass er so einen bescheuerten Vater und auch so eine unfaire Ex-Kita hat. Ich denke mal, man hat ihm einfach gesagt, er müsste seiner alten Kita mal etwas helfen. Vielleicht war er sogar noch stolz, dass er einspringen durfte. Irgendwie tat der Junge mir leid, denn er erntete reichlich böse Blicke und Buhrufe.

Ich fand das Turnier von dem Moment an nur noch gruselig. Es bestätigte meine eher schlechte Meinung von Vereinssport. Es geht irgendwann wirklich nicht mehr um Spaß, selbst bei den Paperskickern mischen schon die Eltern schwer mit und immer muss Erfolg her. Egal wie. Wenn sogar schon bei einem Kindergartenturnier so besch… wird, das macht kein Spaß.

Schön war für mich, der ausrichtende Kindergarten war mein ehemaliger und ich konnte nach 30 Jahre tatsächlich meine Kindergärtnerin begrüßen. Es war nett, ein paar Worte mit ihr wechseln zu können.

Alles in allem wurde die Kita unsere kleinen Nachbarn übrigens 4. und wir hatten auch noch einen schönen Nachmittag. Der Bratwurststand hat uns zwar diätmäßig etwas rein gerissen, aber heute früh war die Waage gnädig und ich bin zuversichtlich vielleicht morgen endlich die 10 kg Marke knacken zu können.

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