Bei meinen Eltern im Garten kann man von einer regelrechten Flugschau sprechen. Das ganze Jahr über tummeln sich dort die verschiedensten Vogelarten. Sie lieben den dicken Rosenbusch, wo sie zum einen Insekten und zum anderen Hagebutten zum Fressen finden. Sie können sich dort hervorragend verstecken und eine Katze kann ihnen auch nicht folgen. Oder der wilde Wein, der sich rum um die Terrasse an einer Pergola entlang rankt. Die beste Kinderstube, die sich Vogeleltern nur wünschen können.
Sobald es mit der Kälte losgeht, sind meine Eltern mit Begeisterung dabei, die hungrigen Mäuler zu stopfen und füttern. So können sie auch im Winter aus dem Wohnzimmerfenster schauen und sich an den vielen gefiederten Besuchern erfreuen. Bei uns hingegen sieht das etwas anders aus. Wir wohnen im 2. OG und da muss man als Vogel erst mal hinfinden und sehen, dass es auch bei uns einen gedeckten Tisch gibt. Wir haben zwei Vogelhäuschen. Eins zum hinstellen auf die Balkonumrandung und eins zum hängen, so ein ganz einfaches Ding von Aldi. Die Dinger von Aldi sind billig und halten in der Regel nicht länger als 1-2 Winter. Ich weiß das, aber irgendwie kaufe ich doch immer mal wieder eins. *gnarf* Man will den Vögelchen ja auch helfen. Beim großen Vogelhaus sieht es so aus, dass da auch reichlich Tauben und Krähen kommen. Klar, die möchten auch was essen. Aber manchmal ist das schon wie bei Hitchcocks „Vögeln“. Nicht unbedingt ein schöner Anblick, aber wie gesagt, diese Vögel wollen ja auch leben. Sie dürfen also gerne zu uns kommen, auch wenn wir natürlich die kleineren irgendwie netter und niedlicher finden.
Dieses Jahr ist es so, dass wir blöderweise den Futterstart ein wenig verpasst haben. Erst als der erste Schnee kam, huschte ich mitten im Schneegestöber raus, um schnell was aufzustellen. Natürlich kam erst mal niemand vorbei. Es hatte ja auch wirklich 2 oder 3 Tage am Stück geschneit. Aber dann, hier und da sauste jemand an unserem Meisenball mit dem schicken Pilzhütchen entlang oder pickte aus dem kleinen Aldivogelhaus. Das große Vogelhaus stellte mein Mann dann vor ein paar Tagen auf, da das Aldiding mal wieder das Futter hat nass werden lassen. Also weg damit und für alle Zeiten Finger weg davon.
Am 4. Advent schauten wir dann mal wieder gemütlich „Mein schönes Land TV„, der Nachfolger von „Landlust TV“. Mein Mann und ich haben diese Sendereihe ein Jahr lang geradezu glückselig ob der gezeigten Idylle und der vielen Garten-, Koch- und Dekotipps verfolgt. In der Weihnachtssendung wurde unter anderem eine Anleitung für eine kleine Futterhilfe gezeigt und auch mal wieder, wie man Meisenknödel selbst macht. Das wollten wir schon so lange mal machen. Jetzt nach Weihnachten hatten wir Zeit dafür. Mama ist wieder aus dem Krankenhaus und auch mein Vater hatte Muße mitzumachen und sich einzubringen. So zeigten wir ihm diese Anleitung und sofort war er Feuer und Flamme und erinnerte sich auch noch an Futterhilfen, die schon sein Vater, also mein Opa, früher zusammen mit meiner Oma gemacht hat. Gefüllte Tonblumentöpfchen, die man mit einem Ästchen versieht und verkehrt herum aufhängt. Kleine Futterglocken quasi.
Ebenso gab es damals ganz einfache Drahttäschchen aus Kaninchendraht, die man nach Gusto befüllen und aufhängen kann. Die kamen direkt mit auf die „to do“- und Bastelliste.
Durch unsere Holzmach-Aktion konnten wir auch besonders einfach an geeignete Äste kommen, den Rest hatte mein Papa schon direkt in seiner Werkstatt.
Papa hat nach dem Lesen der Online-Anleitung die Apfelhalter erst einmal etwas optimiert und ist mit der Klammerpistole zu Werk gegangen, anstatt mit Hammer und Nägeln zu werkeln oder viel mit Draht zu wickeln, wo sich die Tiere eventuell doch noch dran verletzten können. Wir haben auch auf Schaschlickspieße verzichtet, um den Apfel oder auch einen Meiseknödel anzubringen. Die Stäbchen halten nicht viel aus, besser sind entweder direkt passende kleine Ästchen aus dem gleichen Holz wie der Rest, kleine Orchideenstäbe oder dünne Bambusstäbe, die auch nicht so schnell verrotten. Insgesamt benötigt man also nicht wirklich viel Material, ein paar gerade, fingerdicke Äste, Nägel bzw. Klammern, eine Säge und einen kleinen Bohrer. Dann einfach ein Dreieck aus den Ästen formen. Rechts und links je ein Ast, unten zwei. Alles fixieren und an den Seitenästen noch je ein Löchlein für den Quer- bzw. Apfelast einfügen, wo der Apfel drauf soll. Quasi schon fertig.
So haben wir die Tage also gebastelt. Mein Mann und mein Papa werkelten zusammen in an den Apfelhaltern und den kleinen Drahttäschchen für weitere Leckereien und ich beschäftigte mich drinnen unter Mamas Aufsicht mit den selbst gemachten Meisenknödeln bzw. gefüllten Tontöpfchen, die mir die Herren vorbereitet haben. Sie haben mir direkt passende Stöckchen in die Töpfe „geschraubt“ und fixiert, so dass nichts rutschen kann, wenn die Vögel daran fressen. Kleine Aufhängungen haben sie ebenfalls angebracht. So musste ich quasi nur den Futterbrei einfüllen. Das geht mit Hilfe einer kleiner Kelle und eines Löffelchens ganz prima.
Ich habe für den Futterbrei einfach nur eine Stange Pflanzenfett bei geringer Hitze geschmolzen und so lange Streuvogelfutter beigefügt, bis ein dickflüssiger „Teig“ entstanden ist, den ich in die vorbereiteten Tontöpfchen und in ein Muffinblech füllen konnte. Dann musste nur alles wieder fest werden. Das geht alles in allem recht schnell. Das Muffinblech haben wir einfach ins Eis gestellt.
Auch ohne Papierförmchen lassen sich die kleinen Küchlein prima lösen und z.B. in eins der Drahtkörbchen packen. Oder man sticht vorsichtig ein Löchlein durch und hängt so ein Küchlein mit einem Bändchen auf. Herausgekommen sind diese kleinen Dinge, die wirklich ganz entzückend aussehen und schnell und einfach, auch nur mit geringem handwerklichen Geschick, umzusetzen sind. Und für die Vögel sind sie bei schlechter Witterung von unschätzbarem Wert.
Der Dreck bei der Produktion hält sich in Grenzen. Die Kosten für die Herstellung der eigenen Meisenknödel sind gering und man bekommt viel dabei raus. Mit einer Stange Pflanzenfett und gut 2 kg Futter haben wir am Ende 6 Glöckchen und 12 Muffins hergestellt. Wir lagern sie im Eisfach bzw. im Kühlschrank, damit sie sich länger halten und wir sie bei Bedarf einfach einzeln entnehmen und aufhängen können.